Anfang der 1950er Jahre begannen die Bruderschaften in Alt-Viersen mit der Nachwuchsarbeit. Damals gründeten die Bruderschaften Jungschützengruppen, mit denen man Jugendliche und junge Erwachsene für das Vereinsleben begeistern wollte.

Der damalige Dekanatsverband reagierte schnell auf die Förderung der Jugendlichen in den Bruderschaften und setzte einen Dekanatsjungschützenmeister ein, der bruderschaftsübergreifend verbandliche Jugendarbeit koordinieren sollte. Der erste Jungschützenmeister hieß Josef Weynans und amtierte von 1951-1953.

Leider gibt es kaum Informationen über die Jugendarbeit des Dekanats- bzw. heute des Bezirksverbandes Viersen-Mitte. Protokolle, fundierte Texte sowie Aktenmaterial liegen erst seit der Mitte der 1980er Jahre vor.

Wie sich die Jugendarbeit damals gestaltete, ist jedoch Protokollbüchern einzelner Mitgliedsbruderschaften sowie Urkunden zu entnehmen. Bereits damals gab es Freundschaftswettkämpfe zwischen den Jungschützengruppen der einzelnen Bruderschaften. Ferner fanden Schießspiele wie etwa Brezel- oder Eierschießen in den Bruderschaften statt, zu denen man die befreundeten Jungschützengruppen einlud. Zu berichten ist auch über Abendveranstaltungen wie etwa einem Prinzenball.

Natürlich schufen die Schützen man auch ein repräsentatives Amt für die Schützenjugend: So wurde 1964 erstmals ein Dekanatsprinz per Vogelschuss ermittelt.

Mitte der 1970er Jahre wurden in den Bruderschaften Schülerschützengruppen gegründet, um Kinder und Jugendliche schon sehr früh für die Bruderschaften zu gewinnen. Dies hatte eine beträchtliche Vergrößerung der Schützenjugend für den Bezirksverband zur Folge. Bereits 1976 gab es einen Bezirksschülerprinzen.

Trotz der Gründung der Schülergruppen waren die 1970er Jahre keine guten Jahre für die Nachwuchsarbeit der Bruderschaften. Damals aktive Bruderschaftler berichten, dass die Kinder und Jugendlichen in dieser Zeit nur sehr schwer für die Ideale von "Glaube, Sitte und Heimat" zu gewinnen waren, da die Traditionsvereine von jungen Menschen als alt und verkrustet angesehen wurden.

Aufbruch mit Bezirksjungschützenmeisterin Elvira Lammert

Erst in den 1980er Jahren ging es wieder aufwärts. Gemeinsam mit dem Bezirksschießmeister Norbert Ix organisierte die damalige Bezirksjungschützenmeisterin Elvira Lammert wieder ein Bezirkspokalschießen. Auch etablierten sich wieder organisatorische Strukturen innerhalb der Schützenjugend wie etwa regelmäßige Versammlungen der Verantwortlichen.

Gegen Ende der 1980er Jahre begann man auch mit Rundenwettkämpfen und Bezirksmeisterschaften, bei denen die Mitgliedsbruderschaften des Bezirksverbandes Viersen-Mitte ihr (schießsportliches) Können unter Beweis stellten.

Struktureller Neuanfang mit Bezirksjungschützenmeister Peter Röllen

Im Jahre 1991 wurde Peter Röllen jun. zum Jungschützenmeister berufen. Er verfeinerte die Strukturen der Jugendarbeit nach dem Vorbild der Strukturen des BdSJ-Diözesanverbandes Aachen. Unter seiner Amtszeit lernten die Bruderschaftler/innen den Begriff "BdSJ" kennen, der zuvor nicht gängig war. Peter Röllen sah es als Aufgabe an, Schützenjugend und Jugendarbeit nicht nur als Worte zu nennen, sondern mit Inhalten zu füllen. So machte er den Verantwortlichen deutlich, dass Jugendarbeit Zukunftsarbeit für die Bruderschaften und daher lebenswichtig für die Vereine ist. Auch wagte er erste Schritte inhaltlicher Jugendarbeit abseits des Schießsports und des Schießspiels. Ein Beispiel hierfür war die Veranstaltungen des ersten Bezirkstriathlons im Jahre 1993.

Ferner förderte Peter Röllen jun. nicht nur die Jugendarbeit an sich, sondern motivierte auch junge Menschen, Verantwortung in den Bruderschaften zu übernehmen.

Gegen Ende der Amtszeit des Bezirksjungschützenmeisters Peter Röllen jun. hatte die Jugendarbeit des Bezirksverbandes wieder einen Namen und war den Leuten ein Begriff. Auch in den übergeordneten Gremien, dem BdSJ-Diözesanverband Aachen, dem BDKJ der Stadt Viersen und der Region Kempen/Viersen sowie dem Stadtjugendring Viersen war die Alt-Viersener Schützenjugend (wieder) präsent.

Der BdSJ unter dem Vorsitz von Hans-Willi Pergens -
Frischer Wind im Verband

Nach Peter Röllen jun. übernahm 1995 im Alter von 21 Jahren Hans-Willi Pergens den Vorsitz im BdSJ-Viersen-Mitte. Peter Röllen förderte diesen bereits seit 1992, indem er ihn zum stellv. Bezirksjungschützenmeister wählen ließ. Bei der Amtsübernahme konnte der junge Bruderschaftler geordnete Verhältnisse vorfinden. Zudem gab es einen BdSJ-Vorstand, der gut zusammen arbeitete.

Mit dem jungen Bezirksjungschützenmeister kam auch "frischer Wind" in die Gremien des Erwachsenenverbandes. So gab es manche Situationen, bei denen die Interessen der Schützenjugend und die der Alt-Schützen kollidierten. Es konnte allerdings stets ein für jung und alt gangbarer Weg gefunden werden.

Den von Peter Röllen jun. eingeschlagenen Kurs einer starken und intensiven Jugendarbeit setzte der BdSJ-Vorstand fort. Vor allem die Anerkennung als Träger öffentlicher Jugendarbeit wurde angestrebt. Grundvoraussetzung dafür war jedoch die Selbstorganisation der Schützenjugend, die es bis dato noch nicht gab. Nach wie vor entschieden die Verantwortlichen und Vorstände der Alt-Schützen über die Geschicke der Jugendarbeit.

Nach einem über einjährigen Prozess konnte Hans-Willi Pergens die meisten Bruderschaften davon überzeugen, dass die Selbstorganisation der Kinder und Jugendlichen für die Bruderschaften von Vorteil ist. So räumte man der Schützenjugend in den meisten Bruderschaften die Selbstorganisation und damit auch eine eigene Satzung ein. Auch der BdSJ-Viersen-Mitte gab sich 1997 eine eigene Satzung.

Neben den strukturellen Veränderungen förderte Hans-Willi Pergens seit Mitte der 1990er Jahre auch die inhaltliche Jugendarbeit. So veröffentlichte er in Zusammenarbeit mit dem langjährigen Schriftführer Jürgen Oster 1995 erstmals ein BdSJ-Info. Dieses Verbandsheft enthält wichtige Informationen über die Aktivitäten des BdSJ auf Bezirks- und Orts-(Bruderschafts-)ebene und wird bis heute aufgelegt.

Ferner führte der Jugendvorstand Bezirksjungschützentage ein, die jeweils von einer Mitgliedsbruderschaft ausgerichtet werden und eine gelungene Alternative zu der traditionellen Bezirkspokalfeier darstellen. Als weitere Veranstaltungen mit inhaltlichen Schwerpunkten sind Zeltlager, Teilnahme und Mitarbeit an Diözesan- und BDKJ-Veranstaltungen zu nennen.

Neben der Förderung der Kinder und Jugendlichen setzte Bezirksjungschützenmeister Hans-Willi Pergens auf Mitarbeiterförderung. Waren es anfangs nur Kaffee-Veranstaltungen, so wurden später mehrtätige BdSJ-Meetings für Verantwortliche angeboten.

Nach elfjähriger Tätigkeit im BdSJ-Vorstand dankte Hans-Willi Pergens, der in den Jahren 1996-1998 auch BDKJ-Vorsitzender in der Stadt Viersen und in den Jahren 2000-2003 Mitglied des Diözesanvorstandes des BdSJ Aachen war ab und wurde vom Bezirksjungschützenrat zum Ehrenmitglied (Ehrenjungschützenmeister) des BdSJ Viersen-Mitte ernannt. Den Vorsitz gab er an seinen langjährigen Weggefährten und Stellvertreter Christoph Geburtzky ab. Hans-Willi Pergens blieb der Schützenjugend auch in anderen Funktionen, die er seitdem für den Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften übernahm, treu.

Bezirksjungschützenmeister Christoph Geburtzky -
Kontinuität und neue Ideen

Bezirksjungschützenmeister Christoph Geburtzky war bereits seit 1999 Mitglied des BdSJ-Vorstandes Viersen-Mitte, zunächst als Beisitzer, später als Kassierer und schließlich als stellvertretender Bezirksjungschützenmeister. Die "großen Fußstapfen" seines Vorgänger verstand der neue Vorsitzende als Ansporn, die Jugendarbeit der Schützenjugend erfolgreich fortzusetzen und dies vor dem Hintergrund eines immer enger werdenden finanziellen Spielraums.

Gleichwohl der BdSJ finanziell solide aufgestellt war, hat sich der BdSJ unter dem Vorsitz von Christoph Geburtzky in Voraussicht immer knapper werdender öffentlichen Mittel und sonstigen Einnahmen finanziell ausgerichtet. Prognostizierten rückläufigen Fördergeldern und Zuschüssen vom Bistum wie von der Stadt wollte er frühzeitig begegnen.

Neuen Schwung in das Verbandsleben brachten einige Mottoveranstaltungen, so zum Beispiel eine 70er-Party, ein großer Spiele-Nachmittag, eine Winteraktion (Eislaufen) und ein Sommerevent (sowohl ein- als auch mehrtägig).

Diözesanweite Beachtung wurde dem BdSJ-Viersen-Mitte bei den 2005 in Viersen-Oberbeberich stattfindenden Diözesanjungschützentagen mit mehr als 500 Übernachtungsgästen zuteil. Aber auch die in Viersen durchgeführte Abschlussaktion "kreuzbewegt" des BdSJ Aachen mit dem Aachener Weihbischof Dr. Johannes Bündgens sowie die Amtszeit von Bundesschülerprinz Sven Reinirkens in 2005/2006, sorgten für Aufmerksamkeit weit über Viersens Grenzen hinaus.

Wie seine Vorgänger wirkte auch Bezirksjungschützenmeister Christoph Geburtzky in verschiedenen Gremien des BDKJ, der Stadt Viersen sowie des BdSJ-Diözesanverbandes mit. Ein Herzensanliegen war ihm weit über seine Amtszeit hinaus die Aus- und Fortbildung von Jugendgruppenleitern. Dem Arbeitskreis Aus- und Fortbildung des BdSJ Aachen gehört er bis heute an. 

Nach acht Jahren als Vorsitzender der Viersener Schützenjugend gab Christoph Geburtsky den "Staffelstab" des BdSJ-Viersen-Mitte weiter. Der Bezirksjungschützenrat dankte ihm für sein langjähriges Engagement, das bis heute anhält, mit der Ernennung zum Ehrenmitglied (Ehrenjungschützenmeister).

Bezirksjungschützenmeister André Gormanns -
offenes Ohr, streitbar, lösungsorientiert

Seit 2001 leitet André Gormanns die Geschicke des BdSJ Viersen-Mitte. Ohne Zögern ging der 25-jährige auch schwierige Themen an, wie etwa der "sexualisierten Gewaltprävention". Aber auch vor der Neuausrichtung der Verbandsstrukturen vor dem Hintergrund völlig anderer Rahmenbedingungen als noch vor zwei Jahrzehnten schreckte er nicht zurück. So arbeitete er intensiv am Viersener Positionspapier, das der Bezirksverband Viersen-Mitte im Rahmen der durch das Thesenpapier des Bundes 2015 angestoßenen Diskussion herausgab, intensiv mit.

André Gormanns versteht den BdSJ Viersen-Mitte als Anwalt der Schützenjugend und als Anlaufstelle für die Bruderschaften, die für die Durchführung von Aktionen und Veranstaltungen, die sie aus eigener Kraft nicht bewerkstelligen können, einen Partner suchen.

Abermals kehrten die Diözesanjungschützentage 2016 nach Viersen zurück. Dieses Mal waren die St. Notburga-Schützen für zwei Tage Gastgeber der Aachener Schützenjugend und setzten für nachfolgende Ausrichter wertvolle Akzente.

Die Schützenjugend des Bezirksverbandes Viersen-Mitte befindet sich in guter Ausgangslage. der BdSJ Viersen-Mitte ist in Viersens Schützenfamilie ein respektierter und nicht wegzudenkender Partner und Sachwalter. Das Zusammenleben von jung und alt läuft nahezu reibungslos - und wenn es ´mal nicht so ist, dann verstehen der BdSJ und der BHDS Viersen-Mitte es stets, die im Weg liegenden Steine beiseite zu räumen.